Panorama nach Südwest - aus der 28. Etage

Panorama nach Südwest - aus der 28. Etage

Sonntag, 31. Januar 2010

Was uns erwartet...

... wissen wir so genau nicht.
Wir werden beide an der Moskauer Staatlichen Lomonossov Universität (MGU) an der Linguistischen Fakultät studieren. Dort gibt es auch einen Platz im Wohnheim für uns, der Teil der russischen Stipendien ist, die wir bekommen haben. Das Wohnheim befindet sich im rechten Flügel des riesigen Hauptgebäudes der MGU.

(Dieses Bild basiert auf dem Bild Moskau Uni.jpg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Georg Dembowski.)

Die Zimmer dort sind ziemlich klein. Zwei Studenten wohnen immer zusammen in einer kleinen Wohnung mit Flur, Bad, Toilette und zwei Wohnräumen. Ich habe bei youtube sogar ein Video gefunden, in dem "IMDonkster" so eine Wohnung zeigt: http://www.youtube.com/watch?v=s5zryCgend8 
Die Zimmer sehen alle ähnlich aus: mit Bett, Tisch, Stuhl, Kommode und großem Wandschrank mit viel Stauraum. Eventuell haben wir die Möglichkeit, eine Wohnung zu bekommen, die etwas größer ist. Es gibt Eckwohnungen, die haben breitere Zimmer. Das wird sich dann aber erst in Moskau zeigen. Wie auch immer, zu viert wird das sicher ganz schön eng. Ich hoffe, wir gewöhnen uns schnell daran. Wahrscheinlich gehen wir sowieso viel raus.

Freitag, 29. Januar 2010

Ausgaben

Wir haben langsam das Gefühl, alles Notwendige für vier Monate Moskau organisiert zu haben. Doch zu welchem Preis ist dieses Gefühl erkauft?
Einer der größten Posten auf unserer Ausgabenliste ist die Auslandskrankenversicherung. Sie kostet uns 460 Euro für vier Monate. Dabei bewegt sie sich noch im unteren Bereich. Da nur eine bestimmte Anzahl der Versicherungsunternehmen von den russischen Behörden anerkannt wird, ist der Preiswettbewerb ein wenig eingeschränkt.
Wir lassen uns dauernd impfen - auch gegen Hepatitis A und B. Die Kinder bekommen diese Impfung erstattet, wir aber nicht - 140 Euro sind hier fällig.
Eine Reiseapotheke ist auch dabei - ca. 40 Euro.
Koffer mussten angeschafft werden, vier an der Zahl. Hier konnten wir die Kosten minimieren, weil wir uns (wie auch bei den anderen Sachen) über Online-Auktionshäuser eingedeckt haben. Vier große, geräumige Trolleys + einer für die Kabine = ca. 190 Euro.
Die Tonnen von warmen Klamotten: Pullis, Fellmützen, Handschuhe, Stiefel, dezente Stilloberteile (wichtig - Stillen in der Öffentlichkeit ist dort nicht angesagt!) usw., von Katha in wochenlanger Arbeit bei Auktionen ersteigert - ca. 150 Euro weg.
Zusätzlich zu erwähnen sei hier eine sehr warme Tragejacke für Katha und Janek, die 93 Euro gekostet hat.
Ein Sprachenstudio, also einen portablen Übersetzungscomputer, damit wir auf das Mitschleppen von Wörterbüchern verzichten können, haben wir für 85 Euro ersteigert. Da wir zwei davon brauchen (russisch kommt meistens nicht mit europäischen Sprachen zusammen in einem Gerät), werden noch einmal ca. 100 Euro dazukommen.
Katha hat für sagenhafte 35 Euro einen Kinderwagen gekauft, der wie für unsere Bedürfnisse maßgeschneidert ist. Wir haben ihn im Berliner Winter bereits erfolgreich auf Schneetauglichkeit getestet. Dank massiver Vollgummiräder kommt man gut über die Schneeberge, und außerdem lässt er sich so ausklappen, dass sogar beide Kinder darin sitzen können - obwohl es kein Zwillingswagen ist.
Da wir alle (außer Janek) Brillenträger sind, haben wir uns für alle Fälle Ersatzbillen anfertigen lassen, insgesamt 4 Stück. Zählt man drei Brillengestelle nicht dazu (ersteigert für jeweils einen Euro, aber ein Gesamtwert von über 500 Euro), hat die Anfertigung 230 Euro gekostet.
Ich traue mich gar nicht, zusammenzurechnen... 1675 Euro!
Das haben wir ausgegeben, um zu verhindern, dass uns vor Ort unkalkulierbare Kosten entstehen. Wir haben einige klar erkennbare Risiken minimiert und uns einen bestimmten Komfort gegönnt. Über die Einnahmen reden wir ein anderes Mal.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Schon wieder Schnee

Es schneit. Schon wieder. Letzte Nacht wieder einmal minus 17 °C. Eis türmt sich an den Straßenrändern. Leute fahren Ski im Park.
Wir sind noch nicht in Moskau - sondern in Berlin. Seit einem Monat liegt hier ununterbrochen Schnee!
Das Wetter meint es nur gut. Der Übergang zum russischen Winter soll uns leichter fallen. Wir gehen viel raus, um unsere Winterklamotten zu testen. Wenn es noch irgendwo friert, muss nachgebessert werden. Ich weiß, alle sagen, die Kälte in Russland ist anders, nicht sooo kalt. Ich bin trotzdem skeptisch. Wie können sich minus 20°C nicht kalt anfühlen???

Samstag, 23. Januar 2010

Einstiche überall...

Oberstes Gebot der Stunde: impfen, impfen, impfen
Die Kinder bekommen die Impfungen, die jetzt oder in der nächsten Zeit anstehen. Wir Eltern frischen auf, was wichtig ist. Deshalb reiht sich im Moment munter Arzttermin an Arzttermin. Weil das in Berlin zumindest in Sachen Kinderarzt manchmal sehr zeitraubend sein kann, haben wir unsere Vorgehensweise verfeinert:
Vor kurzem saßen wir immer mehr oder weniger geduldig im Wartezimmer, bis wir an der Reihe waren:
Wartezeit 1 - 4 Stunden (wirklich!!!)
Nun machen wir es so: Seba fährt zum Termin in die Praxis - Chipkarten, gelbe U-Hefte und Impfpässe abgeben, ich lasse mir noch 1 - 1 1/2 Stunden Zeit und kreuze mit den Kindern dann in der Praxis auf. Nur noch aus den siebzehn Schichten Wintersachen schälen, kurz hinsetzen und - schwupp - sind wir dran! Klappt bisher ganz gut. Das erspart uns die ewige Warterei in einem kleinen Raum voll mit hustenden Kindern, angespannten Eltern und viel verbrauchter keimgeschwängerter Luft.
Beim nächsten Termin steht dann Hepatitis A auf dem Programm. Mal sehen, ob wir bis dahin die Krankenkasse überzeugen können, die Kosten zu übernehmen.
Nachtrag: Zumindest teilweise, die Impfung der Kinder wird erstattet. Für uns kostet es 70 Euro pro Nase.

Montag, 18. Januar 2010

Russland ist dort, wo Russen sind

Was macht ein Deutscher, wenn er eine Auskunft benötigt? Er sucht sich die nötigen Kontaktdaten heraus und meldet sich telefonisch oder per Email. Nun möchte ich aber denselben Deutschen erleben, wenn er sich an die Hotline oder Email-Adresse der russischen Botschaft in Berlin wendet. Genau das habe ich gemacht, als ich wissen wollte, ob auch unsere Kinder einen HIV-Attest vorweisen müssen, wenn wir nach Russland wollen (was standardmäßig für Reisende mit Aufenthaltsdauer über 3 Monate gilt).
Zwei Tage lang rief ich vergeblich die Hotline der Botschaft an, ununterbrochen war sie besetzt. "Welch ein Andrang", dachte ich mir und fühlte mich herausgefordert, die Lücke zwischen den Telefonaten zu erwischen. Gleichzeitig schrieb ich eine Mail. Am zweiten Tag habe ich meiner Dozentin, die viel in Russland unterwegs ist, von der Unmöglichkeit berichtet, gegen Tausende Anrufer zu bestehen. Ihr Kommentar dazu: "Da geht keiner ran, das ist immer so". Auch die Mail werde ohne Antwort bleiben. Man müsse es so anstellen, wie die Russen: "Du musst schon hingehen."
Also nichts wie hin zur Botschaft, gleich am nächsten Morgen. Vorher noch ein Blick auf die Öffnungszeiten (üblicherweise 9 - 12 Uhr an Werktagen) - aha, bis Anfang März arbeitet die Konsularabteilung erst ab 10 Uhr. Der Hinweis steht jedoch nicht auf der Startseite (dort finden sich die sonst gültigen Öffnungszeiten), stattdessen muss man dem Link "Konsularabteilung" folgen. Gut zu wissen, denn wer wartet schon gern eine Stunde umsonst im Schnee?
10.15 Uhr: vor dem Eingang stand eine Traube Menschen, alle recht durchgefroren von einem Fuß auf den anderen trippelnd. Alles ältere Menschen russischer Herkunft - wohl kein Internet zu Hause. Einer von ihnen, der selbst auf Einlass wartete, sammelte die Pässe ein; er fragte mich, ob ich abgeben will. Kein Bedarf, sagte ich, ich brauche nur eine Auskunft von der Botschaft. Abgesehen davon würde mir nie einfallen, einer wildfremden Person meinen Pass auszuhändigen. Dies blieb allerdings nur ein Gedanke, den ich für mich behielt. Denn die versammelten Russen hatten damit scheinbar alle kein Problem (der Mann hielt an die 20 Pässe in der Hand). Wie sie auch kein Problem damit hatten, in kleinen Grüppchen Gespräche anzufangen, obwohl sie sich wahrscheinlich nicht kannten.
Die unsortierte Schlange schien dabei bestimmten Regeln zu folgen - Neuankömmlinge fanden instinktiv den Mann mit den Pässen, um sich danach einer Gesprächsgruppe anzuschließen und so aufzutreten, als stünden sie schon seit einer Stunde dort. Plötzlich war Berlin weit weg und Russland ganz nah: mir war klar, dass unser Studienaufenthalt nur dann funktionieren wird, wenn wir diese nicht fixierten Regeln kennenlernen. Ich brauchte eine Weile, bis ich merkte, dass es zwei Schlangen (eher trifft zu: zwei Trauben) gab - die einen gaben ihre Pässe ab, und die anderen gingen direkt zur Tür. Das habe ich dann auch gemacht.
Drinnen ging alles relativ schnell, was ich angesichts der vielen Menschen nicht erwartet hätte. Ich wurde an einen Schalter verwiesen, der sonst nur für Reisebüros da ist, und konnte meine Fragen stellen:
1. Müssen Kinder grundsätzlich den HIV-Attest mit sich führen?
2. Gilt die Pflicht zum Attest auch, wenn der Aufenthalt (ein Auslandssemester = 4 Monate) unterbrochen ist (knappe 3 Monate Russland - 2 Wochen Deutschland - 4 Wochen Russland)?
Die Antworten des Beamten, der mich beim Reden so gut wie garnicht angesehen hat und deshalb kaum zu hören war, fielen folgendermaßen aus:
1. Hängt von der Art des Visums ab, bei Arbeitsvisum wohl nicht. Ein studentisches Visum war für den Mann in Zusammenhang mit Kindern Neuland.
2. Wegen der zwischenzeitigen Ausreise entfällt die Attestpflicht (für uns Studenten).
Daraus kann man den Schluss ziehen, dass auch die Kinder kein Attest brauchen. Ich war beruhigt, dass uns das Mitführen eines Attests, das uns als "unbedenklich" einstuft, erspart bleibt. Um die Geduld des Beamten nicht zu überstrapazieren - er wurde mürrisch, weil er meine Frage nicht beantworten konnte, aber auch zum Nachschlagen nicht bereit war - bedankte ich mich für das Ergebnis, ohne in Erfahrung zu bringen, welche Regelungen, unabhängig von unserem Fall, grundsätzlich bei mitreisenden Kindern gelten.
Am Ende blieben zwei Bilder von meinem Besuch in der Botschaft haften: ein angenehmes, von den wartenden Menschen und ihren ungeschriebenen Gesetzen, die sich mit etwas Geduld offenbaren - und ein unangenehmes, von den Beamten und ihren geschriebenen Gesetzen, deren Offenbarung nicht von Geduld, wohl aber von Contenance abhängt.
Um die Russen an dieser Stelle nicht auf die Anklagebank zu setzen, sei betont: bis vor kurzem verlangten auch die USA ein HIV-Attest bei längerem Aufenthalt.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Vorbereitungen

Es sind noch knapp 3 Wochen bis zum Abflug! Schon seit mehreren Monaten  reiht sich in unserer Wohnung Liste an Liste, die Wände sind mit Wochenübersichten tapeziert. Wir wollen den Überblick behalten. Das ist nicht so einfach. Viele Fragen schwirren durch die Luft.

Wieviel Gepäck dürfen wir eigentlich mitnehmen? Nach einem Besuch bei Aeroflot in Berlin wissen wir es nun: Mehr als wir dachten. Da wir für beide Kinder einen Sitzplatz gebucht haben, darf jeder 20 kg + 10 kg Handgepäck haben. Das sind beeindruckende 120 Kilo! Klingt erst einmal mächtig. Ob wir das sogar ausreizen müssen? Viele Bücher müssen mit und schließlich ist es kalt in Moskau und Winterklamotten sind schwer. Den Kinderwagen könnten wir je nach Kulanz der Flughafenmitarbeiter auch mitnehmen. Ich sehe uns schon bepackt wie die Maultiere durch die Gegend ziehen: zig Koffer, Rucksäcke, Kinderwagen... Nein, wir beschränken uns auf das Nötigste. Wir wollen die Monate auswärts auch nutzen, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich kenne das noch aus dem Campingurlaub - 4 Wochen Minimalismus. Da habe ich mich wieder zurück zu Hause jedes Jahr gefragt, was eigentlich alles in meinem Zimmer rumliegt. Ich war immer so erdrückt von den Dingen, die ich nicht vermisst hatte. So ähnlich stelle ich mir das jetzt vor. Mal sehen, wie es uns dabei geht.