Panorama nach Südwest - aus der 28. Etage

Panorama nach Südwest - aus der 28. Etage

Donnerstag, 15. April 2010

Der optimale Tag

Mir fällt es schwer, angesichts der Ereignisse der letzten Wochen, einfach so weiter zu bloggen. Es gibt wirklich genug zu erzählen, aber alles kommt mir so banal und winzig vor. Ich habe schon ein paar Mal angesetzt, aber die Beiträge wieder gelöscht. Das möchte ich jetzt durchbrechen. Nun also wieder hin zu dem, was hier bei uns im Kleinen passiert.

Mittlerweile ist die Hälfte der Vorlesungszeit um. Uns bleiben noch knapp 10 Wochen Moskau. Das klingt jetzt ziemlich unspektakulär und abgedroschen, aber: Die Zeit ist so schnell vergangen. Unfassbar!

Langsam kommen wir dahin, dass unsere Wochen so ablaufen können, wie wir sie planen. Bis jetzt gab es immer einige Tage, an denen wir nicht normal zum Unterricht konnten, sondern noch Bürokratie für das Visum und die Uni erledigen mussten oder wegen der Kita unterwegs waren. Es ist unglaublich, wie lange wir deswegen insgesamt schon unterwegs waren! Nun endlich geht Natalia schon die zweite Woche in den Kindergarten und wir können unsere Stundenpläne komplett abarbeiten. Die Tage sind bis zum Nachmittag straff organisiert. Morgens geht Seba mit Natalia schon um 7:30 Uhr aus dem Haus, der Weg zur Kita dauert eine knappe halbe Stunde. Sie isst dann dort Frühstück und bleibt bis zum Mittagessen. Der erste Unterrichtsblock beginnt um 10:50 Uhr, wir sind aber bemüht, schon um 9 Uhr zur Fakultät zu gehen, damit man noch vor dem Unterricht was machen kann. Meist bin ich mit Jan in dieser Zeit zu Hause und Seba ist im Unterricht. An zwei Tagen bin ich am Vormittag in der Uni, da bleibt Seba dann hier. Glücklicherweise hat Jan spontan seinen Schlafrhythmus geändert, so dass er nun immer schon am Vormittag schläft (zumindest wenn er bei mir ist, bei Seba klappt das mit dem Schlafen nicht ganz so gut). Das gibt mir an den anderen drei Tagen Gelegenheit, mich mit meinen Sachen zu beschäftigen. Um zwölf müssen wir allerdings schon wieder los - Natalia vom Kindergarten abholen. Auf dem Rückweg spazieren wir immer ausgiebig durch einen kleinen Park und gehen auf den Spielplatz. Meist habe ich dort sehr gute Gelegenheiten, russisch zu sprechen, weil Jan so kommunikativ ist und mir eine Menge Gesprächspartner "organisiert". Gegen 14 Uhr sind wir zurück. Das ist die Zeit für Natalias Mittagsruhe. Seitdem wir hier in Moskau sind, schläft sie tagsüber nicht mehr. Es reicht ihr, im Bett zu liegen und Märchen zu hören. Oft schläft Jan jetzt noch ein zweites Mal, wieder Zeit zum Lernen (oder Mittagessen, das hole ich oft nach). Seba kommt im Laufe des Nachmittags zurück, spätestens 18 Uhr. Dann gehen wir alle gemeinsam raus. Einmal in der Woche ist Großeinkauf angesagt. Wir haben ja einen Kühlschrank und können sogar einfrieren, das spart Zeit. Abends ist von 18 bis 21 Uhr "Bettprogramm" mit Abendbrot essen, vorlesen und die Kinder bettfertig machen. Jan schläft schon um 20 Uhr, Natalia um 21 Uhr. Oft bekommen wir Besuch, da verzögert sich alles ein bisschen. Wir sitzen dann meist bis Mitternacht und lesen und lernen oder schauen in großer Runde russische Filme.
Wenn ich das alles so lese, stelle ich fest, dass wir eigentlich ganz schön viel Zeit haben müssten. Aber der normale Tag unterscheidet sich eben doch oft vom idealen Tag. Zum Beispiel nimmt das profane Wäschewaschen oft gleich mehrere Stunden auf einmal in Anspruch. Wir waschen immer noch alles mit der Hand, die Wäscherei ist ziemlich teuer: 70 Rubel für 3 Kilo Wäsche, noch einmal 70 Rubel, wenn man die auch trocknen lassen möchte. Das sind so fast vier Euro für eine Ladung. Bei der Masse Wäsche, die wir haben, geht das ganz schön ins Geld. Vor allem dauert es mit der Hand nicht wesentlich länger, da man in der Wäscherei oft lange anstehen muss.

Die Wochenenden sind jetzt, da es wärmer geworden ist, reserviert für Kulturprogramm und Ausflüge. Bis zum April haben wir von Moskau nicht so viel gesehen, es war uns bisher mit Kind und Kegel einfach zu kalt. Nun kommt alles in den Kinderwagen - und los geht´s.

Tja, und schon ist die Zeit vorbei: Ich muss Jan wecken und Natalia abholen. Ich bemühe mich, noch heute ein paar Fotos zusammenzustellen.

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