Panorama nach Südwest - aus der 28. Etage

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Montag, 29. März 2010

Anschläge - wie damit umgehen?

Wir wollen nichts wiederholen, was nicht jeder schon irgendwo gelesen oder gehört hat.

Heute früh herrschte an der Universität eine gedrückte Stimmung. Alle hingen an ihren Handys, um Familienmitglieder und Freunde zu beruhigen oder um selbst Gewissheit zu erlangen. Manche Dozenten ließen über Aushänge mitteilen, dass sie nicht zum Unterricht erscheinen.

Die Explosionen betreffen die Metrolinie, die auch zur Universität führt. Ich gehe aber nicht davon aus, dass sich viele Studenten und Dozenten in genau diesen Zügen aufhielten - an der Station "Park kul´tury" fuhr der Zug in die Innenstadt und hat die Uni bereits hinter sich gelassen, und "Lubljanka" liegt im Zentrum, wo sicherlich kaum MGU-ler wohnen. Die Tragödie wird dadurch nicht geringer, die Folgen für die Uni aber schon. Man kann davon ausgehen, dass morgen zumindest der Unterricht wieder normal aufgenommen wird.

Wir haben morgen einen Termin in einer Kinderklinik (wegen Natas Kitaplatz) und müssten dafür eigentlich mit der Metro fahren. Die Klinik liegt an der Station "Fruzenskaja", also nur eine Station von "Park kul´tury" entfernt... Wobei uns nicht nur die Sicherheit zu schaffen macht. Momentan wird jeder Passagier am Metroeingang genauestens kontrolliert, auch Taschenkontrollen finden statt. Allerdings ist nicht klar, ob die Strecke morgen schon befahrbar sein wird. Und zum anderen: wir haben unsere Pässe gerade wegen der Visumsverlängerung abgeben müssen, einzig ein Zettel mit Stempel der Uni und einem Passfoto, "Sprawka" genannt, dient uns zur Zeit als Ausweis. Die Miliz hier ist dafür berühmt, Unklarheiten in den Dokumenten auszunutzen, um den Leuten Geld abzupressen, so dass derzeit der Milizionär bei manchen mehr Angst hervorruft als ein gestandener Verbrecher. Wie würden sie bei uns reagieren?

Präsident Medwedjew hat bereits eine Rede gehalten, in der er die Fortsetzung der harten und kompromisslosen Gangart gegenüber Terroristen ankündigte. Indessen wollen wieder welche an der Schockstarre der Menschen verdienen: die Preise für Taxifahrten sind auf das Doppelte des normalen Niveaus geklettert. Daher können viele nicht anders, als in die Metro zu steigen, die ihren Betrieb - abgesehen von Teilen der betroffenen "roten" Linie - heute nicht unterbricht.

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