Eigentlich wollte ich mich gestern mit einer Zusammenfassung unserer bisherigen Ausflüge im Blog zurückmelden. Aber stattdessen haben wir den ganzen Nachmittag und Abend damit zugebracht, unsere Wohnung wieder bewohnbar zu machen und Wäsche zu waschen. Neugierig, was passiert ist? Ich erzähl´s euch.
Wir wollen gerade in die Innenstadt, das Moskau der Postkarten - den Roten Platz - anschauen. Die Kinder gehen noch einmal aufs Klo. Janek findet Gefallen an der Wasserleitung, die den Spülkasten mit dem Anschluss in der Wand verbindet...
Es hört sich an wie der Duschkopf, voll aufgedreht. Ich wundere mich noch, wer da im Klo duscht, da schreit Nata schon los. Ich renne hin, Katha auch. Janek steht total verdutzt da, hält den spritzenden Schlauch in der Hand, Nata ist schon tropfnass, das Wasser schießt in alle Richtungen. Katha flüchtet mit den Kindern ins Zimmer. Ich will den Schlauch greifen, da springt er auch aus der anderen Verankerung - jetzt kommt das eiskalte Wasser mit einem unvorstellbaren Druck direkt aus der Wand! Es landet in einem hohen Bogen genau im Flur. Literweise Wasser auf den Dielen!!!
Der erste Gedanke in einem solchen Fall: Ausstellen! Dazu gibt es immer einen Haupthahn. Der ist hier aber nicht im Bad, sondern im Versorgungsschacht, der vom Hausflur aus erreichbar ist. Die Metalltür davor ist nicht nur versiegelt, sondern auch mit einem Vierkantschlüssel verschlossen. Aber zum Glück sitzt der Ochrannik an seinem Posten! (Was wäre, wenn er gerade nicht da wäre - rauchen, Rundgang machen, auf einer anderen Etage quatschen...?) Ich rufe ihn panisch herüber und gestikuliere wild.
Auf dem Fußboden im Flur hat sich bereits ein See gebildet. Katha hat schon alles, was nach Stoff aussieht, zum Vollsaugen auf die Pfützen geschmissen - Decken, Handtücher, Klamotten. Jetzt versucht sie, die kreischenden Kinder von dort fernzuhalten - sie haben ordentlich Angst und wollen zu uns, weil sie die Lage nicht einschätzen können.
Der Ochrannik kommt mit dem Vierkantschlüssel - aber der passt nicht! Wir versuchen in der Zwischenzeit alles, um das Wasser ins Klo umzuleiten. Die aberwitzigsten Ideen werden in der Not umgesetzt: eine große Schüssel so halten, dass das Wasser abprallt und ins Klo trifft (es landet überall, nur nicht im Klo); eine 8-Liter-Wasserflasche hinhalten und das Wasser auffangen (klappt erstaunlich gut, bis die Flasche voll ist); die Tür zum Bad zumachen (kommt alles unter der Tür durch, wie schlau!). Katha schafft es irgendwann, den Schlauch wieder auf den Wandanschluss zu drücken, und hält das andere Ende ins Klobecken. Nun wird die Überschwemmung zumindest nicht mehr größer. Aber wie weiter? Unser Nachbar kommt mit einem Vierkanter, den er sich selbst gebastelt hat. (Nachher wird er uns erzählen, dass er schon einmal dasselbe erlebt hat, nur viel schlimmer.) Endlich ist das Wasser aus, nach ca. 5 Minuten (gefühlte halbe Stunde...).
Jetzt geht es an die Schadensbegrenzung. Katha nimmt erstmal die Kinder zu sich, um sie umzuziehen und sie zu beruhigen. Alle sind pitschnass. Ich wische und wringe, so schnell ich kann. Im Hausflur schaufelt eine Frau mit einer Müllschippe das Wasser in eine Schüssel. Der Boden ist schon ordentlich vollgesogen, hoffentlich dringt es nicht bis nach unten durch.
Der Ochrannik und unser Nachbar haben sich seltsamerweise zurückgezogen. Wir merken bald warum, denn Katha ist ohne Hose unterwegs. Sie hat sich ja gerade umgezogen, als die Flut kam. Wir lachen beide, den Umständen entsprechend etwas hysterisch. Unser Ausflug ist förmlich ins Wasser gefallen - 200 Liter werden es schon gewesen sein.
Montag, 8. März 2010
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