Panorama nach Südwest - aus der 28. Etage

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Samstag, 13. Februar 2010

Kinder, Kinder...

Die Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder ist nach der ersten Woche quasi ergebnisoffen.

Wir kamen nach Moskau mit einer bestimmten Einstellung, was das Thema Kinderbetreuung angeht. Wir sagten uns: Betreuung gerne, aber nicht um jeden Preis. Als Alternative zur Kita haben wir in Betracht gezogen, andere Kinder aus dem Wohnheim mit unseren zusammenzubringen. Da es bei russischen Studenten und Aspiranten (anders als bei den auswärtigen Studierenden) häufiger welche mit Kindern gibt, sahen wir kein Problem darin, unsere beiden zu der Kinderhorde auf den Gang zu schicken, damit sich zumindest einer von uns vollkommen zurückziehen kann. Nur: der Flur ist leer, keine Kinder zu sehen.

Die meisten besuchen nämlich unter der Woche Kindergärten. Abgesehen davon wohnen die russischen Familien auf anderen Etagen als die nichtrussischen. Heute - am Samstag - dagegen haben wir einen gänzlich anderen Unibetrieb gesehen: in der Mensa und auch in den größeren Hallen im Hauptgebäude wimmelte es von Eltern mit Kindern! Nur dass es dennoch ein seltsames Bild ist: meist sind die Mütter mit den Kleinsten unterwegs oder mit Mädchen in der Mensa, die Väter gehen dagegen mit den Söhnen (den nicht-mehr-Babys) spielen. Abgesehen davon spielt hier jeder für sich, wobei es für uns eher danach aussieht, dass die Erwachsenen einander meiden, als dass es von den Kindern ausginge.

Allerdings haben wir mit unseren direkten Nachbarn Glück gehabt: entgegen der Regeln bei der Unterbringung im Wohnheim wohnt eine vierköpfige russische Familie hier auf der Etage für auswärtige Studenten. Die Eltern arbeiten beide an der Uni, die Kinder gehen in die Kita und in die Schule. Zunächst war an Kontantaufnahme nicht zu denken: unter der Woche verlassen sie ihre Wohnung gegen halb acht und kommen abends wieder, danach bleiben sie unter sich, sie gehen teilweise etwas rau miteinander um - so unser erster Eindruck. Doch gestern nahmen wir allen unseren Mut zusammen und eine Tafel Schokolade in die Hand und klopften an die Tür. Die Kinder fanden direkt zueinander und fingen gleich zu spielen an, uns Großen dagegen fiel die Annäherung schwer. Das Eis ist nicht gebrochen, es gab vorerst ein kleines Tauwetter. Unsere Absprache ist: die Kinder können klopfen und nach ihren Spielpartnern fragen.

Nun stehen wir also doch vor der Aufgabe, nach einem Kitaplatz zu suchen, vor allem wegen Natalia, die einfach andere Kinder um sich herum braucht. Unsere Nachbarn wollen am Montag in ihrer Einrichtung fragen, ob eine Unterbringung für wenige Monate spontan möglich wäre. Wenn das nicht der Fall sein sollte, bleibt uns nur die Kita in der deutschen Botschaft. Allerdings blieb unsere vor ein paar Tagen gestellte Anfrage unbeantwortet, und in Foren zum Thema heißt es, die durchschnittliche Wartezeit auf einen Platz würde zwischen einem und 1,5 Jahren betragen. Demnach hätten wir nur dann reale Chancen auf Aufnahme, wenn wir die Kita noch vor der Beantragung unseres Auslandssemesters angesprochen hätten.

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