Panorama nach Südwest - aus der 28. Etage

Panorama nach Südwest - aus der 28. Etage

Dienstag, 9. Februar 2010

Impressionen


Unser dritter Abend in Moskau, endlich haben wir die Zeitumstellung überwunden - die Kinder schlafen beide um 21 Uhr (fast schon wie zu Hause). Gestern wuselten sie noch unter dem Eindruck des Tages bis Mitternacht. Unsere Reise und Ankunft an der Uni verlief besser, als wir erwartet haben.



Beim Einchecken in Berlin ist die Schlange am Sicherheitscheck monströs, es geht aber flott voran. Das Sicherheitspersonal zeigt viel Verständnis dafür, dass das Auspellen aus den Klamotten mit Kindern viel länger dauert, als bei anderen Passagieren. Für unseren großen Kinderwagen wird keine Extragebühr erhoben (aus Kulanz - ich habe mir sagen lassen, dass dies je nach Situation entschieden wird).

Ich habe Bedenken, ob die Kinder den langen Flug aushalten. Während meiner letzten Reise von Moskau nach Berlin war eine Mutter mit zwei Kindern mit an Bord (deren Alter dem unserer Kinder entsprach), und es war eine Tortur für die Kleinen. Katha hat von Anfang an mehr Zuversicht als ich. Und sie behält Recht. Nata malt die ganze Zeit über Szenen aus der Kita auf eine Kotztüte, und Janek scherzt mit einer russischen Babuschka.

Wo wir bei Tüten sind: wir machen uns Sorgen, weil unser Trolley im Handgepäck drei Zentimeter zu groß ausfällt. Und manche Reisende kommen mit 2-3 Handgepäckstücken an, darunter riesengroße Einkaufstüten! Die Frau neben mir ist so eingebaut, dass ihre Füße den ganzen Flug über auf Höhe des Sitzes auf den Einkäufen ruhen. Der Steward schweigt dazu, er lächelt nur sein "mich-schockt-nichts-mehr"-Lächeln.








In der Halle des Flughafens Scheremetewo das ersehnte Schild mit der Aufschrift "MGU" in den Händen von Ksenja, einer jungen Studentin. Wir wurden gewarnt, dass unsere Helfer aufgrund der Staus verspätet sein könnten. Sie kommen mit zwei Autos. Außer Ksenja noch Wladimir und sein Sohn, ebenfalls MGU-Student, dessen Name mir leider entfallen ist - zu müde zum Merken. Unser Gepäck und das von Roman, der mit uns zusammen geflogen ist, kriegen wir mit Mühe unter. Sie haben sogar bei Freunden einen Kindersitz für Natalia ausgeliehen. Die Sonne ist herrlich, die von Insidern angepriesene trockene Kälte Russlands fühlt sich angenehm an.


Die Staus am Sonntag fühlen sich an wie in Berlin der Feierabendverkehr. Wir vertreiben uns die Zeit, indem wir reden - über alles, Hauptsache auf russisch. Wladimir war mehrmals in Deutschland, als Staatsbediensteter. Katha macht erste Annäherungsversuche an die Sprache. Nata ist guter Dinge und freut sich über alles, Janek ist einfach nur fertig.



Unfall auf der anderen Seite der sechsspurigen Autobahn. Die Straßenmiliz hat den Verkehr bereits gestoppt, der Stau zieht sich kilometerweit. Darin steckt auch die gerufene Kinderambulanz sowie zwei andere Krankenwagen mit Blaulicht. Der Seitenstreifen ist voll mit Geländewagen, die ausscheren wollten und nun ihr Durchkommen blockieren.








Mitten auf der Autobahn bettelt ein Mann auf Gehhilfen zwischen den stehenden Autos um Geld. Wladimir erklärt mir, dass seine Tageseinnahmen an eine Bande gehen, die ihn hier abgesetzt hat. Ich erwidere, dass es im Zentrum Berlins Ähnliches zu sehen gibt - allerdings werden dort junge Frauen mit Kindern aus Osteuropa bevorzugt.







Vor dem Hauptgebäude erwarten uns Iga und Marcin, die unsere Zimmerschlüssel und die Propuske (Pässe für das Unigelände) dabei haben. Wir werden seit der Ankunft lückenlos betreut, bis ins Zimmer helfen sie und die russischen Studenten uns mit dem Gepäck. All das wurde von Julia Juriewna eingefädelt, unserer Betreuerin aus der Auslandsabteilung der MGU.


Wir sind allen Genannten sehr dankbar für den überaus warmen Empfang und die durchorganisierte Hilfe. Ohne so viel Anteilnahme hätten wir die Reise nicht gewagt, und ohne unsere Helfer wären wir in Moskau kläglich gescheitert. Wie ergeht es wohl anderen Familien, die auf gut Glück die Reise ins Auslandssemester antreten? Aber auch in der Vorbereitung haben uns einige Menschen zur Seite gestanden. Ich denke da an Gudrun Jerschow, Dozentin am Institut für Slawistik der HU und unsere Fachbetreuerin für das Auslandssemester; Hannelore Grüneberg aus der Abteilung Internationales der HU; Patricia Goletz und Karolina Kozikowska, die unsere Reise mitbetreuen; viele andere Freunde und Lehrkräfte, die uns geholfen und uns Mut zugesprochen haben. Insbesondere denke ich jedoch an Kathas Familie, die an uns glaubt.
Ihr könnt versichert sein, wir machen das Beste daraus.

1 Kommentar:

  1. Ich muss sagen, dass das Luftaufnahme Bild sehr eindrucksvoll erscheint. Diese endlose weite, weiße Pracht, Wahnsinn!
    Ich wusste bisher noch gar nicht, dass es in Russland genau dasselbe Mc Donalds, ok, abgesehen von den kyrillischen Buchstaben :D, gibt.
    Ich wünsche euch weiter viel Spaß!

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